Heute war ich mit dem
Penelope-Mobil beim Räderwechsel. Im Hildener Autohaus einer Marke, die ich hier nicht nennen mag, sind die hübscheren
Sommerräder eingelagert gewesen. Sie wurden heute morgen gegen die nicht ganz so schönen Stahlfelgen-
Winterräder ausgewechselt.
Im Auto-Tempel angekommen
Ein bisschen fühle ich mich
schlecht, dass ich es so
angenehm finde, wie eine
Königin behandelt zu werden. Denn ich bin in der kapitalistischen Welt eines der erfolgreichsten
Autobauer Europas zu
Gast. Und
Kapitalismus finden wir ja alle doof: Raubbau an der Umwelt, verantwortungslose Preisabsprachen, schlechte Behandlung von Schwellenländer-Arbeitern und so weiter. Ich stimme zu. Warum hier meine Reifen sind, weiß ich auch nicht mehr. Aber es ist immer so
schön dort, dass ich das jetzt nicht ändern will.
Ein
freundliches und
verbindliches "Guten Morgen", und ein "bitte" am Schluss der Wagenschlüssel-Anforderung und meine Laune war sofort auf einem Hochpunkt. Dann wurde ich gefragt, ob ich wohl warten wolle auf mein Fahrzeug.
Das
Fahrzeug. Ich freue mich über den Respekt, der meinem Fahrzeug entgegengebracht wird. Während
glänzende Karossen auf die Parkplätze vor dem Ausstellungshaus fahren, steht mittendrin mein "Fahrzeug". Immerhin habe ich es
gewaschen, aber es ist alles andere als luxuriös oder komfortabel, noch nicht einmal schnell und es ist weit davon entfernt, ein
Statussymbol zu sein. Es ist praktisch.
Warten im Autohaus
Ja, hier will ich gerne warten. Ich trinke einen Café au Lait. Ich lese in einer Illustrierten über die
Verrohung der Sprache und dass dieses
derbe Sprachniveau von allen nicht mehr bemerkt werde, da es so normal geworden sei und finde, dass das stimmt. Aber hier stimmt's nicht, im Bio-Reservat des guten
Benehmens.
Währenddessen: Alle Autohaus-Mitarbeiter, die während meines Wartens an mir vorbeigehen, bestimmt 5 Menschen,
grüßen mich freundlich und selbstverständlich. Sie schauen mir dabei in die Augen.
"Ihr Fahrzeug ist fertig, Frau Penelope!" ruft die
fröhliche Service-Mitarbeiterin.
"Danke, es war wieder sehr nett bei Ihnen", sage ich beim Bezahlen und lächle
entspannt.
Ich stelle mir vor, wie hinter mir der rote Teppich wieder zusammengerollt wird und die sauberen weißen Baumwoll-Handschuhe, mit denen mein Fahrzeug sicherlich sehr vorsichtig angefasst wurde, abgestreift werden und brause - schon wieder völlig inkonsequent, kapitalistisch und politisch inkorrekt - davon: zum nächsten Discounter, Fertigkuchen kaufen.
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Penelope wird beim Räderwechsel ihres Penelope-Mobils wie eine Königin behandelt. Bild mit WindowsPaint erstellt. (c) penelopeschreibt.blogspot.de |