Montag, 19. Mai 2014

Fingerhut-Phobie

Selbermachen, Häkeln, Stricken, Nähen, Fingerhut? - Ha, das dachtet ihr, hier geht's heute wieder ums Handarbeiten, wenn Penelope den Fingerhut erwähnt. Nein, hier geht's heute Abend um Soziale Netzwerke. Die Überleitung, wo die ist? Passt mal auf:

Das kam so. Ich hatte Gäste im Garten. Ein Kleinkind war, sozusagen als "Mitgast", angekündigt. Und was ich sah, beim Genießen des Frühlings im Garten - vor der Veranstaltung im Garten - war: ein Fingerhut!

Seit meiner Kindheit ist der Fingerhut eins der "Penelope, pass auf, wenn Du die angefasst hast, das ist die tödlichste Pflanze"-Gewächse, das ich mir vorstellen kann. Alarm, 112, Tod, Kummer, Verzweiflung.

Als ich im Garten herumlief und diese Pflanze sah, schwankte ich aber noch, ob es wirklich Fingerhut war oder vielleicht das Heilpflänzchen Königskerze. Beide sind schön. Ich befragte die Suchmaschine meines Vertrauens und war mir immer noch nicht sicher.

Ich fotografierte die Pflanze und stellte drei Fotos auf "Fratzebuch", ihr wisst schon wo, online. Befragte die Gruppe meines Vertrauens: Königskerze oder Fingerhut, das sei hier die Frage, denn ich bekäme Gäste in meinen Garten und wolle nicht, dass eines der Kinder an der Giftigkeit der Pflanze verstürbe. Unter anderem erhielt ich die erwünschte Information: es sei Fingerhut, Digitalis im Lateinischen, um ganz genau zu sein. Ah!

Nun seit über 24 Stunden ereifern sich Menschen, die ich persönlich gar nicht kenne, in der Fratzebuch-Gruppe darüber, ob Kinder nicht lernen müssten, mit den Gefahren der Natur umzugehen, der Fingerhut solle bleiben, Kinder müsse ich aufklären, im Auge behalten, Teiche seien - nebenbei bemerkt - auch schön im Garten, Kinder würden nicht ertrinken, andere meinen "doch, sie ertrinken", auch Mahonie sei giftig, Eibe auch und Efeu, man könne nicht alles entfernen, erwidern wieder andere, Kinder könne man nicht in Watte packen, auch Straßen seien gefährlich, die könne man nicht abschaffen deswegen. Und ja, der Meinung bin auch, aber ich möchte es mal so sagen: "Bitte, Kinder sterbet nicht in meinem Garten!"

Und so ist es nun: Der Fingerhut hat's hinter sich. Er ist wahrscheinlich schon den natürlichen Weg der Kompostierung in der braunen Tonne gegangen, der Arme, während die Menschen noch diskutieren. Ich trau mich noch nicht einmal, den Fingerhut in meiner Kompostgrube zu kompostieren, was höchstwahrscheinlich völlig übertrieben ist. Na und - irgendeine Phobie muss ich doch auch haben. Höhe, Platzmangel, Spinnen, das kann ich alles. Aber Fingerhut kann ich eben nicht. Basta.

In der Fratzebuch-Gruppe wird noch diskutiert, ob ich das wirklich hätte tun sollen, der arme Fingerhut, er war so schön.

Aber Leute: Alle Kinder, die in meinem Garten zu Besuch waren, die leben noch. Schön, oder?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke, Penelope freut sich. :-D

Persönliche Nachrichten könnt Ihr mir dann auch gerne noch hierhin schicken: penelopeschreibt [at] gmail.com