Mittwoch, 2. April 2014

Königin Penelope

Heute war ich mit dem Penelope-Mobil beim Räderwechsel. Im Hildener Autohaus einer Marke, die ich hier nicht nennen mag, sind die hübscheren Sommerräder eingelagert gewesen. Sie wurden heute morgen gegen die nicht ganz so schönen Stahlfelgen-Winterräder ausgewechselt.

Im Auto-Tempel angekommen


Ein bisschen fühle ich mich schlecht, dass ich es so angenehm finde, wie eine Königin behandelt zu werden. Denn ich bin in der kapitalistischen Welt eines der erfolgreichsten Autobauer Europas zu Gast. Und Kapitalismus finden wir ja alle doof: Raubbau an der Umwelt, verantwortungslose Preisabsprachen, schlechte Behandlung von Schwellenländer-Arbeitern und so weiter. Ich stimme zu. Warum hier meine Reifen sind, weiß ich auch nicht mehr. Aber es ist immer so schön dort, dass ich das jetzt nicht ändern will.

Ein freundliches und verbindliches "Guten Morgen", und ein "bitte" am Schluss der Wagenschlüssel-Anforderung und meine Laune war sofort auf einem Hochpunkt. Dann wurde ich gefragt, ob ich wohl warten wolle auf mein Fahrzeug.

Das Fahrzeug. Ich freue mich über den Respekt, der meinem Fahrzeug entgegengebracht wird. Während glänzende Karossen auf die Parkplätze vor dem Ausstellungshaus fahren, steht mittendrin mein "Fahrzeug". Immerhin habe ich es gewaschen, aber es ist alles andere als luxuriös oder komfortabel, noch nicht einmal schnell und es ist weit davon entfernt, ein Statussymbol zu sein. Es ist praktisch.

Warten im Autohaus


Ja, hier will ich gerne warten. Ich trinke einen Café au Lait. Ich lese in einer Illustrierten über die Verrohung der Sprache und dass dieses derbe Sprachniveau von allen nicht mehr bemerkt werde, da es so normal geworden sei und finde, dass das stimmt. Aber hier stimmt's nicht, im Bio-Reservat des guten Benehmens.

Währenddessen: Alle Autohaus-Mitarbeiter, die während meines Wartens an mir vorbeigehen, bestimmt 5 Menschen, grüßen mich freundlich und selbstverständlich. Sie schauen mir dabei in die Augen.

"Ihr Fahrzeug ist fertig, Frau Penelope!" ruft die fröhliche Service-Mitarbeiterin.

"Danke, es war wieder sehr nett bei Ihnen", sage ich beim Bezahlen und lächle entspannt.

Ich stelle mir vor, wie hinter mir der rote Teppich wieder zusammengerollt wird und die sauberen weißen Baumwoll-Handschuhe, mit denen mein Fahrzeug sicherlich sehr vorsichtig angefasst wurde, abgestreift werden und brause - schon wieder völlig inkonsequent, kapitalistisch und politisch inkorrekt - davon: zum nächsten Discounter, Fertigkuchen kaufen.

Penelope wird beim Räderwechsel ihres Penelope-Mobils wie eine Königin behandelt. Bild mit WindowsPaint erstellt. (c) penelopeschreibt.blogspot.de


2 Kommentare:

Danke, Penelope freut sich. :-D

Persönliche Nachrichten könnt Ihr mir dann auch gerne noch hierhin schicken: penelopeschreibt [at] gmail.com